Kosmologie und Medizin der Q’ero Nation aus Peru

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Die Weisheit der Inka

Die Nation der Q’ero in den hohen Anden Perus repräsentiert die letzten verbliebenen, direkten Nachfahren der Inka, die sich selbst als Kinder der Sonne bezeichneten. Sie zogen sich bei Ankunft der Konquistadoren vor mehr als 500 Jahren in die Apus (Quechua: Berge) zurück, die von ihnen bis heute als äusserst mächtige und heilige Energiezentren der Erde verehrt werden und tief in ihre Medizin und Weltanschauung eingebettet sind. In dieser Kargheit haben die Q’ero die uralten Weisheiten darüber, wie wir in Ayni (rechter Beziehung/ heiliger Austausch) mit Mutter Erde, Vater Himmel und allen Lebewesen leben können, gehütet und bewahrt. Es ist das Wissen um die lebendige und vibrierende Energie des Seins, die alles durchströmt und Alles, Was Ist, miteinander verbindet; Es ist ein tiefgreifendes Erbe an Heiltechniken und Energiemedizin, das in diese Kosmologie eingebettet ist und 50.000 Jahre zurückreicht. Inzwischen haben die Forschungen und Erkenntnisse der Quantenphysik die Existenz dieses allgegenwärtigen Energiefeldes, seine Offenheit und unser Potential, es durch unsere Gedanken, Absichten und unser Bezeugen zu beeinflussen, bestätigt.

Pachakuti

Bei ihrer Ankunft in den Bergen erhielt das Volk der Q’ero eine Prophezeiung über die Rückkehr von Pachakuti ( Quechua: Pacha = Welt, Erde, Raum/Zeit, Reich, Boden und Kuti = Drehung, Aufruhr, Bewegung). Die Prophezeiung spricht von einer Periode des Umbruchs und der kosmischen Transformation, die eine Umkehrung der Welt, ein Umkippen des Raum-Zeit-Kontinuums bedeutet und ein großes kataklysmisches Ereignis voraussagt.

Ein Pacha steht auch für die Zeitspanne von 500 Jahren, die traditionelle Art der Inkas, die Zeit zu lesen. Die erste Ankunft der Spanier auf dem amerikanischen Kontinent (1476, Brasilien – 1492, Bahamas) fiel mit einem Pachakuti zusammen. Jetzt, 500 Jahre später, sind wir in ein neues Pacha eingetreten, das durch die Turbulenzen unserer gegenwärtigen Welt und die Umweltzerstörung repräsentiert wird, in der das Paradigma der westlichen Zivilisation weiter zusammenbrechen wird, während der Weg der Erdenhüter zurückkehren wird. Noch wichtiger ist, dass die Ältesten der Anden von einem Riss im Gewebe der Zeit selbst sprechen. Wenn wir unsere Denkweise ändern und bewusster werden, unsere Beziehungen und unsere Spiritualität neu definieren, uns in einen höheren Bewusstseinszustand erheben, entstehen Frieden und Ordnung aus dem Chaos und wir treten in ein Zeitalter der Transformation und der Wiederverbindung mit der Natur ein.

Die Rückkehr von Pachakuti findet auf einer kollektiven Ebene statt. Dieser Riss im Gefüge der Zeit wird uns die Möglichkeit bieten, alle alten Konzepte und Wahrnehmungen von Zeit und Raum in der Vergangenheit zu lassen. Diese Veränderungen geben uns das Potential, uns in einem völlig neuen Paradigma neu zu erschaffen. Die Ältesten der Anden raten uns, diese Gelegenheit nicht zu verpassen, denn wenn wir in der Lage sind, unsere begrenzenden Konzepte aufzugeben, werden wir endlich sehen können, was wir eigentlich sein können. Dieses Konzept wurde von mehreren politischen Bewegungen in Südamerika übernommen, insbesondere von denen, die sich für die Rechte der indigenen Völker einsetzen. In diesem Zusammenhang steht er für den Beginn eines neuen Zyklus und den Wunsch nach einer grundlegenden Veränderung des politischen Umfelds.

Heiliger Raum

Zu Beginn einer Energieheilbehandlung wird der heilige Raum angerufen, der die vier Richtungen des südlichen Medizinrades und seine Archetypen sowie Mutter Erde und Vater Sonne anspricht:

Sachamama/Amaru (Schlange/Süden), repräsentiert das Element Erde, hier können wir lernen, unsere Vergangenheit mit der gleichen Gnade abzulegen, wie die Schlange ihre Haut ablegt. Der Süden bezieht sich auf unsere physische Existenz und ist mit dem Wurzelchakra verbunden.

Choquechinchay/Otorongo (Jaguar/West) repräsentiert das Element Wasser, hier können wir lernen, ohne Angst in der Dunkelheit zu sehen; das Ego zu besiegen, indem wir die Ungewissheit umarmen, Leben und Tod meistern und schwere Energien (Hucha) in leichte Energien (Sami) umzuwandeln. Im Westen geht es um unsere Emotionen, er ist mit dem Sakralchakra verbunden.

Cewa Kinti (Kolibri/Norden) repräsentiert das Element Luft, hier können wir lernen, unserer Intuition zu vertrauen, auf die Stimme unserer Seele zu hören und das Wagnis eingehen, in das Unbekannte unserer Suche einzutauchen. Im Norden empfangen wir den süßen Nektar des Lebens und werden von unseren Vorfahren unterstützt. Der Norden hat mit unserem spirituellen Erwachen zu tun und ist mit dem Solarplexus-Chakra verbunden.

Apuchin/Kuntur (Kondor/Ost) repräsentiert das Element Feuer, hier können wir lernen, eine höhere Vision zu entwickeln und den Fokus von Problem auf Möglichkeit zu verlagern, in die Eigenverantwortung zu gehen und eine neue Welt ins Leben zu rufen. Der Osten bezieht sich auf die Eroberung unseres Geistes und ist mit dem Herzchakra verbunden.

Pachamama (Mutter Erde) wird in ihrer bedingungslosen Liebe und Unterstützung für alles Leben, das sie hervorbringt, geehrt und gebeten, die schweren Energien zu sich zu nehmen und zu transformieren. Hier wird die Gesamtheit der Erde geehrt: die Steinwesen (vor allem die heiligen Apus), die Pflanzenwelt, die Gewässer und alle lebenden Wesen.

Inti Taita (Vater Sonne) wird für die unendliche Weisheit des Lichts geehrt, die er repräsentiert, zusammen mit Großmutter Mond (Mama Quilla) und den Geschwistern Sternen.

 

Kosmische Eltern

Pacha Mama und Inti Taita werden als unsere wahren kosmischen Eltern angesehen, während unsere physischen Eltern uns buchstäblich nur unseren Körper gegeben haben und uns in der Kindheit idealerweise liebevoll aufgezogen und beschützt haben. Die Q’ero, wie auch viele andere indigene Kulturen praktizieren Initiationsrituale für Jungen und Mädchen, damit sie bewusst in das Erwachsenenalter eintreten. Indem sie Mutter Erde und Vater Himmel als ihre wahren kosmischen Eltern akzeptieren und ehren, übernehmen sie die Verantwortung für ihr Leben und befreien ihre physischen Eltern von ihren kindlichen Erwartungen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses einfache Konzept es häufig erleichtert, den physischen Eltern zu vergeben und Wut und Enttäuschung ihnen gegenüber abzubauen, indem die Verbindung mit einer größeren Ordnung, einer verlässlichen Beziehung zu den archetypischen mütterlichen und väterlichen Prinzipien gestärkt wird. Ich biete dieses Konzept als geführte Meditation vor jeder hypnotherapeutischen Intervention an, die uns mit den Energien der Erde und des Himmels in Kontakt bringt. Eine sanfte Einladung, diese transpersonale Ordnung in unsere innere Welt zu integrieren. Die Einbettung in diese Kosmologie bietet uns eine Art des Trostes und der Erleichterung, die wir in unserer materialistischen, auf Mangel ausgerichteten Weltanschauung mit ihrer Hyperindividualisierung, ihrem Wettkampf und ihrer Isolation nicht finden können. Ein Wertekanon, der die Vermarktung von Fürsorge und Unterstützung als Ware befürwortet und unsere Beziehungsfähigkeit und unseren Sinn für gemeinsames Wohlergehen kontinuierlich zerstört. Die Verinnerlichung der elterlichen Archetypen erinnert uns daran, dass wir Vertrauen, Geduld, Glauben und Mut haben dürfen. Sie erinnert uns daran, dass es sich lohnt, für eine bessere Zukunft zu leben.

Chakras

Wie viele alte Traditionen in der Welt arbeiten auch die Q’ero mit den Chakren. Aus Sicht der Q’ero repräsentieren sie energetische Portale zu unserem leuchtenden Energiefeld, die zeitlose Blaupause unserer Seele, die unser Schicksal und unsere Veranlagungen enthält. Die Chakren sind in ständigem Austausch mit unserem physischen Körper und all unsere ungelösten traumatischen Erfahrungen, Emotionen und Überzeugungen sind in unser leuchtendes Energiefeld eingeprägt. Verbleiben diese im Energiefeld, können sie  psychologische oder somatische Symptome verursachen. Den Q’ero nach ist unser physischer Körper eine Manifestation unserer Seele, wir sind Seele auf einer Reise durch die physische Welt.

Illumination

Die grundlegende Energieheilbehandlung der Q’ero ist die Illumination. Wir identifizieren das Thema, das bearbeitet werden soll. Diese Intention wird in einen Khuja, einen der 12 Steine, die der Schamane in seiner Mesa, seinem Heilbündel, hält, hineingeblasen. Das betroffene Chakra wird geöffnet und die Hucha (schwere Energie), die sich aufgrund der Prägung angesammelt hat, wird ausgeräumt und ins Feuer gegeben, um transformiert zu werden. Der Khuja wird dann auf das identifizierte Chakra gelegt und unterstützt als magnetischer Träger der Intention den Prozess der Klärung. Prägungen sind holographisch – das heißt, sie sind in das leuchtende Energiefeld eingewoben und können vor oder nach der Manifestation psychologischer oder somatischer Symptome entfernt werden. Die Q’ero gehen davon aus, dass Heilung stattfinden kann, bevor eine körperliche Manifestation medizinisch festgestellt werden kann. Sobald das Energiefeld von der Prägung befreit ist, wird es mit Licht gefüllt, das sowohl heilt und das Feld reorganisiert, als auch eine Verbindung zu unserem höheren Selbst herstellt, welches außerhalb der Zeit existiert.

Ich möchte noch einmal die Unterscheidung zwischen Ursache und Symptom, Heilung und schulmedizinischer Behandlung betonen. Während ein Arzt daran arbeitet, eine Krankheit zu heilen, indem er die Symptome behandelt, arbeitet der Schamane daran, die Ursache zu heilen, indem er die Prägung im Energiefeld beseitigt. Die Q’ero gehen davon aus, dass wir, sobald alle Prägungen geklärt und alle Chakren ausgeglichen sind, den Regenbogenkörper erlangen, d.h. das volle Spektrum, in dem der leuchtende Energiekörper strahlt. Der Prozess der Erleuchtung kann mit dem Schälen einer Zwiebel verglichen werden – diese Arbeit wird im Laufe der Zeit durchgeführt, Schicht für Schicht, bis keine Prägungen mehr vorhanden sind. Da der Schamane auf der Energieebene arbeitet und die Abdrücke mit seiner Intuition aufspürt, ist es nicht nötig, tief in die Geschichte dahinter einzutauchen. Dennoch ist es für uns wichtig, diese Geschichte neu zu schreiben und eine neue inner Landkarte unserer angestrebten Lebensreise zu zeichnen, um bewusst unsere einschränkenden Gewohnheiten und unangepassten Bewältigungsstrategien zu überwinden, denen wir seit Jahren oder Jahrzehnten ausgesetzt waren.

Cord Cutting

Eingebettet in die Illumination gibt es verschiedene, tiefer gehende Interventionen. Eine davon ist das Cord Cutting, oder Abnabeln. Die Q’ero gehen davon aus, dass wir mit Menschen, mit denen wir in toxischen Beziehungen stehen, energetische Schnüre entwickeln. Wie eine Nabelschnur dringen sie irgendwo in den Körper ein, wobei die Fremdenergien Verzerrungen und Irritationen verursachen, die nicht zu uns gehören. Diese Intervention dient der Grenzsetzung: in direkter Ansprache der betreffenden Person wird ihre Energie zurückgeben und einen klarer und bewussten Schnitt machen. Im Prinzip treten wir durch diesen bewussten Schnitt aus dem Drama-Dreieck aus, da wir nicht länger zulassen, uns von dieser Energie bestimmen zu lassen. Durch die Bezeugung im heiligen Raum erlangt dieses Ritual die Kraft der Manifestation und insbesondere heilsam für Menschen, die in der Beschwichtigung feststecken.

Soul Retrieval

Wenn eine traumatisierende Erfahrung eine ernsthafte Dissoziation oder, wie die Q’ero sagen, einen Seelenverlust verursacht, wird eine Seelenrückholung durchgeführt. Dies ist eine weitere Intervention, welche in die Illumination eingebettet ist. Sobald der Khuja auf dem Chakra platziert ist, wird mit der Trommel eine Trance induziert. Im Unterschied zu hypnotherapeutischen Interventionen reist hier der Paqo stellvertretend in die Unterwelt der Klienten. Die Q’eros sind der Meinung, dass wir aufgrund unserer Muster und Glaubenssätze nicht selbst dazu in der Lage sind, in unserem Unterbewusstsein den verlorenen Seelenanteil selbst aufzuspüren. Dort angekommen muss er durch vier Räume schreiten, aus denen er verschiedene Dinge mitbringt:  den Seelenvertrag, den Seelenanteil sowie das Geschenk, dass dieser repräsentiert. Der Vertrag wird dann umgeschrieben, sodass die einschränkende oder schädliche Konditionierung in etwas Lebensförderndes umwandelt werden kann. Der verlorene Seelenteil und dessen Gabe werden bezeugt und integriert, wodurch wir Zugang zu dessen mächtigen Ressourcen erhalten. Seelenverlust ist für den Q’eros der Verlust eines Teils unserer Essenz, unserer essentiellen Lebenskraft, die uns von unserer Bestimmung abbringt und uns in die Fänge des Schicksals fallen lässt. Der Prozess ähnelt dem der Traumatherapie, wobei neben der Integration des dissoziierten Anteils auch das Energiefeld gereinigt wird. Auch hier bedeutet Integration das Bezeugen, Erinnern und Fühlen all dessen, was der verlorene Anteil über so lange Zeit hat tragen müssen.

Da die Q’ero an vergangene Lebenszeiten und Zeitlosigkeit glauben, kann der Verlust eines Seelenanteils weit in der Vergangenheit stattgefunden haben und somit viele Lebenszeiten betreffen. Ihre Kosmologie ist weitaus komplexer als unsere, und ihre Arbeit geht weit über das hinaus, was wir aus unserer wissenschaftlichen Perspektive bisher für real halten. Wir haben zwar durch die Erkenntnisse der Epigenetik die Verbindung zwischen den Generationen verstanden, aber wir zögern noch, die Wahrheit über die spirituelle Natur unserer Existenz zu akzeptieren.