Was ist Trauma?

Was ist ein Trauma?

Der Begriff Trauma kommt aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Wunde. Eine traumatisierende Erfahrung zeichnet sich dadurch aus, dass die Intensität des Erlebten trotz Stresstoleranz/Resilienz und der zur Verfügung stehenden Bewältigungsstrategien und Handlungsmöglichkeiten uns existenziell dermaßen überfordert oder bedroht, dass wir diese Erfahrung nicht verarbeiten (=integrieren) können. Dabei ist nicht ausschlaggebend, wie extrem die Situation ist, sondern wie wir mit der Belastung umgehen können, dh. nicht jedes traumatische Ereignis löst gleichermaßen und allgemein ein Trauma aus.

Autonomes Nervensystem

Natürliche Reaktionen auf lebensbedrohliche Situationen können im Tierreich gut beobachtet werden: die vom Löwen verfolgte Antilope aktiviert instinktiv den sympathischen Teil ihres vegetativen Nervensystems (Fight or Flight); da sie einen Kampf nicht gewinnen kann, wählt sie die Flucht, gelingt ihr auch das nicht, übernimmt der parasympathische Teil ihres vegetativen Nervensystems die Körperregulation und antwortet auf die lebensbedrohliche Situation mit einem Freeze (Erstarrung) bis hin zum Shut Down (Erschlaffung und Herunterfahren aller Sinneswahrnehmungen), der dem Tier dazu verhilft, die Agonie des Todes nicht spüren zu müssen. Sollte der Löwe doch von ihr ablassen, da er glaubt, die Antilope sei bereits tot, wird sie im rechten Moment aufspringen, sich gründlich ausschütteln und zittern (Selbstregulation, Stressentladung, Abbau von Adrenalin) und fliehen. Durch die körperliche Entladung des Erlebten ist die Handlung für die Antilope abgeschlossen, sie ist trotz lebensbedrohlicher Situation nicht traumatisiert.

An diesem natürlichen Prozess lässt sich sehr gut ablesen, was häufig in der menschlichen Stressverarbeitung allgemein und bei traumatisierenden Erlebnissen im Besonderen fehlt: Die körperliche Entladung des Stresses und Regulation des Systems, für die insbesondere Kinder eine erwachsene Bezugsperson (vollständig entwickeltes Nervensystem) benötigen, da ihr Nervensystem diese Selbstregulation noch nicht gelernt hat. Bleibt diese Regulation durch eine Bezugsperson aus, entwickelt das Kind eine unzureichende Toleranz für Stress sowie Ersatzhandlungen für die ausgebliebene Integration der Erfahrung (=Traumatische Erinnerung als unvollendete Handlung). Der angestaute, unverarbeitete Stress (Trauma) führt zu einem dauerhaft erhöhten Stressniveau und hat damit weitreichende Auswirkungen auf Psyche, Gesundheit und Vegetativum, äussert sich häufig somatisch: muskuläre Anspannung, verschiedenste, körperliche Symptome (häufig viszeral)  bis hin zur Chronifizierung. Die Ersatzhandlungen, die wir entwickeln, verschlechtern unsere individuelle Stresstoleranz noch weiter.

Aufgrund der fehlenden, mentalen Energie lösen bereits kleine Herausforderungen schnell eine für die Situation inadäquate, sympathikotone (Hyperarousal) oder paraysmpathikotone (Hypoarousal) Reaktion des Nervensystems aus, in welcher die mentale Verarbeitung der Situation blockiert wird, während die gleiche Herausforderung bei Menschen ohne erhöhtes Stressniveau bzw. ohne Traumafolgestörung innerhalb ihrer individuellen, gesunden Stresstoleranz und damit mental integrierbar verarbeitet werden kann.

Dissoziationskontinuum

Das Traumaspektrum beschreibt den Verlauf  von gelingender bis gescheiterter Verarbeitung von Stress und Überwältigung, beginnend mit:

  • Anpassungsstörungen
  • akute Stressreaktion
  • primär strukturelle Dissoziation = posttraumatische Belastungsstörungen (PTBS)
  • sekundär strukturelle Dissoziation = komplexe Traumafolgestörungen (kPTBS)
  • bis zur tertiär strukturellen Dissoziation = dissoziative Indentitätsstörung (DIS), bei der sich die Betroffenen so stark von ihrer Erfahrung distanzieren, dass sie das Erlebte nur ertragen können, indem sie es vollständig abspalten (dissoziieren) und dafür eine oder mehrere weitere Persönlichkeitszustände etablieren, die das Erlebte für sie tragen.

Dissoziation (= das „Nichtrealisieren“ der Traumatisierung) manifestiert sich auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlicher Intensität (teildissoziativ oder vollständig) innerhalb des Traumaspektrums:

  • Depersonalisation (fehlender persönlicher Bezug)
  • Derealisation (traumähnliche Unwirklichkeit)
  • Desomatisation (Körper/Schmerz nicht spüren)
  • Deaffektualisierung (Emotionale Distanz)
  • Detemporalisation (verzerrtes Zeitgefühl)

Es kann zu partieller oder vollständiger Amnesie der traumatisierenden Erfahrung kommen, die sich durch Intrusionen ins Bewusstsein bringen, sowie zu Flashbacks, Freeze und Shutdown Erlebnissen, oder zu Identitätsunsicherheiten bis zum Identitätswechsel (tertiäre Dissoziation) führen, die auch von Amnesien und/oder Fugue im hier&jetzt begleitet werden. Es wird inzwischen sogar diskutiert, ob ein Großteil der psychogenen Störungen wie Angst- und Zwangsstörungen, Somatisierungsstörungen oder Persönlichkeitsstörungen, ebenfalls ihren Ursprung in traumatisierenden Erlebnissen haben.

 

Zu PTBS auslösenden Erlebnissen gehören zB. Schocktraumata wie Unfälle, Krieg, Naturkatastrophen, Tod etc, hier kommt es besonders häufig zu den Flashbacks und damit verbundener Panik.

Ein Entwicklungstrauma (kPTBS) hat seinen Ursprung idR. in der Kindheit und ist wesentlich komplexer und häufig auch subtiler. Auslöser sind z.B. emotionale Vernachlässigung, Abwertung, Gewalt, Missbrauch etc., die sich vor allem durch die Wiederholungen auszeichnen, die dem hilflosen und von den Bezugspersonen abhängigen Kind immer wieder enormen Stress erzeugen, ohne dass es die Möglichkeit hat, diese Situationen abzuwehren oder sich zu entziehen (Fight or Flight). Dabei ist das Kind in der Ambivalenz zwischen Bindung und Liebe zu seinen Bezugspersonen und der Angst und dem Schrecken, die die traumatisierenden Erlebnisse erzeugen, gefangen.

Als Überlebensstrategie wird deshalb die teilweise oder vollständige Dissoziation des traumatisierenden Erlebnisses sowie die Identifikation mit dem Aggressor durch Introjektion der Bedrohung und Bildung eines ich-dystonen Introjekts (schuldhafte Verarbeitung, verinnerlichte Stimme) gewählt. Auf diese Weise kann die Bindung (Überleben) und damit eine vordergründige, stimmige Integrität mit sich selbst und der Bindungsperson aufrecht erhalten werden, da die natürlichen, instinktiven Reaktionen auf lebensbedrohliche Situationen dem Kind in seiner Abhängigkeit von der Bindungsperson nicht zur Verfügung stehen. Der Übergang zur tertiären Dissoziation ist fließend und abhängig von der Intensität des Erlebten, hierzu kommt es vor allem bei Opfern organisierter (sexualisierter) Gewalt.

Dissoziation und Introjektbildung sind also überlebenswichtige Schutzmechanismen für das hilflose Kind, sind aber im Erwachsenenleben nicht mehr adäquat und auch idR. nicht mehr notwendig. Deren Aufrechterhalten benötigt ausserdem enorme mentale Energie, was sich symptomatisch von Erschöpfung, über Intrusionen und Flashbacks des traumatisierenden Erlebnisses bis hin zum Zerfall der Ich-Identität auswirkt und dazu führen kann, dass die betroffene Person nicht mehr fähig ist, ein normales Leben zu führen, dh. der Leidensdruck ist sehr ausgeprägt. Traumatisierende Erlebnisse wirken sich also massiv auf die Organisation des Nervensystems und das innere System aus, weshalb Traumafolgestörungen auch als physiologische Erkrankung gelten, da sich die Auswirkungen auf mentaler und handlungsbasierter Ebene von der Person nicht willentlich steuern lassen. Das auf Alarm programmierte und sensibilisierte Nervensystem erhält einen triggernden Reiz und das eingespielte und neuronal verknüpfte Reaktionsmuster läuft automatisch ab und wird als ich-dyston und fremdbestimmt erlebt.

Erste Schritte, um das Nervensystem umzustrukturieren sind die Ressourcenarbeit, die als Gegengewicht zu den belastenden Erlebnissen Fokus auf die Stärken und Fähigkeiten der Person legt und die mentale Energie stärkt, sowie eine unterstützende, mitfühlende und Sicherheit spendende Umgebung, welche das Verweilen im ventral-vagalen Bindungsmodus ermöglicht. Das Identifizieren externer Ressourcen und Bindungspersonen, auf die zurückgegriffen werden kann, ist ebenfalls ein wichtiger Schritt. Durch diesen Fokus können sich neue Nervenbahnen verknüpfen und durch Wiederholung verstärken, welche der Person künftig in herausfordernden Situationen helfen, Schritt für Schritt eine adäquatere, vegetative Reaktionsstrategie zu aktivieren und sich immer weiter zu stabilisieren. Wie bei allem, was neu erlernt wird braucht es Geduld, um diese bis dahin nicht oder kaum vorhandenen Nervenverknüpfungen zu etablieren. Therapeutische Methoden in der Stabilisierungsphase sind zb. Ressourcen- Freude- oder Dankbarkeitstagebuch, Achtsamkeitsübungen, Imagination eines sicheren Ortes, Innere Stärken Konferenz, Umgang mit Flashbacks und Freeze üben.

 

Das Innere System

Sobald das System ausreichend stabilisiert ist, beginnt das traumatische Material sich zu zeigen, da es integriert werden möchte. In der Traumatherapie wird deshalb viel mit Imagination und hypnotherapeutischen Methoden gearbeitet, die es ermöglichen, die innere Landkarte und Organisation der Persönlichkeit kennenzulernen und umzustrukturieren. Allem voran geht es dabei um das mitfühlende und fürsorgliche Bezeugen verletzter Anteile, das Erkennen und Anerkennen der einst als überlebensnotwendig erschaffenen Schutzmechanismen und das sich Gewahr werden der zeitlichen Diskrepanz (hier&jetzt vs. dort&damals).

Durch die vorbereitenden Imaginations- und Beobachterperspektiv-Übungen wird Kontakt mit der inneren Welt aufgenommen, es wird wahrgenommen, dass es immer noch jemanden im Inneren gibt, der alles beobachten kann, es werden die ich-syntonen Ego-States (willentlich zugängliche Selbstanteile, zB.unsere Rollen in Familie, Arbeit, Freundschaft, Öffentlichkeit) kennen und zu unterscheiden gelernt und die Wahrnehmung und Auswirkung von Gefühlen und Gedanken geschärft. Diese Vorbereitung ist essentiell für die herausfordernde Phase der Traumakonfrontation, bei der ebenfalls durch Imaginationsübungen die dissoziierten, verletzten inneren Anteile eingeladen werden, sich in ihrer existenziellen Not zu zeigen.

Diese verletzten oder fragilen Anteile sind in dem traumatisierenden Erleben gefangen, sie halten sozusagen die Erfahrung für uns, die wir dort&damals abspalten mussten, um zu überleben. Sie werden meist durch einen ich-dystonen Anteil beschützt, der bei Gefahr (Trigger) unser Überleben sicherstellt (Kontrolle) und kämpft (Wutausbrüche, Aggression, Gewalt, Täterintrojekt) und damit zu verhindern versucht, dass uns der getriggerte, fragile Anteil mit seinen Gefühlen überfordert (Intrusion).

Nach Richard Schwarz und seinem Ansatz des Internal Family System (IFS) gilt es zB. zuerst die Erlaubnis des Beschützeranteils einzuholen, um Kontakt mit dem verletzten oder fragilen Anteil aufzunehmen. Sobald der fragile Anteil emotional bezeugt und aus der traumatischen Situation befreit ist, kann der beschützende Anteil eine neue Aufgabe im inneren System übernehmen. Häufig sind diese Beschützeranteile besonders kraftvolle, talentierte, kreative etc. Anteile, deren Fähigkeiten dem System aufgrund ihrer Beschützerrolle bis dahin nicht zur Verfügung standen. Eine dritte Variante eines traumatisierten Anteils ist auf Bindung fixiert und äussert sich häufig als „People Pleaser“, zB. in Form von Schwierigkeiten mit Abgrenzung und Nein-Sagen, überzogenem Bedürfnis nach Anerkennung und fehlendem Selbstwert.

 

 

Die Herausforderung besteht nun darin, unsere Angst vor den Gefühlen und Erinnerungen der verletzten Anteile zu überwinden und mit Unterstützung eines sicheren und stabilen Umfeldes den Mut zu fassen, diese Gefühle und Erinnerungen zu bezeugen und zuzulassen, sodass sie in das innere System integriert werden können. Typische Vermeidungsstrategien sind übermäßige Beschäftigung (Workaholic), Substanzmißbrauch, emotionaler Rückzug, Bindungsvermeidung, Schuldzuweisung auf Andere, Rationalisierung etc. (siehe S. Freud Abwehrmechanismen) – auf diese Weise können wir unsere Alltagsfunktionen aufrecht erhalten und müssen uns dem Erlebten nicht stellen.

Dissoziation ist eine Ersatzhandlung für die Integration, die (noch) nicht stattfinden konnte (Vollendung der Handlung). In der Therapie wird auf sehr sanfte und langsame Weise Schritt für Schritt Kontakt mit den verletzten und fragilen Anteilen aufgenommen, wobei sicher gestellt sein muss, dass wir uns gut emotional stabilisiert auf dieses Wagnis einlassen, um eine Retraumatisierung zu verhindern.

Eine Methode ist die Innenkonferenz, eine Imaginationsübung, bei der wir einen für uns wesentlichen, negativen Glaubenssatz identifizieren, diesen ins Positive umkehren und damit zur inneren Konferenz aller Anteile einladen, die sich dazu äussern möchten. Üblicherweise zeigen sich dann diejenigen Anteile, für welche diese positive Aussage nicht zutrifft, sodass wir die Möglichkeit erhalten, die Gefühle und Vorstellungen dieser Anteile zu bezeugen, zu fühlen und sie dadurch zu entlasten und aus ihrer Rolle zu befreien.

Sobald wir die traumatische Erinnerung synthetisiert haben (realisiert, personifiziert und präsentifiziert), ist die Handlung vollendet.

 

Synthese in der Trauma-Therapie

Synthesearbeit in der Traumatherapie

Die Synthese ist eine natürliche, mentale Handlung und ein automatischer Prozess, bei der zusammengehörende Aspekte einer Erfahrung miteinander verknüpft werden und zwischen ihnen so differenziert (personifiziert, realisiert, präsentifiziert) wird, dass eine stimmige und zusammenhängende Erinnerung etabliert wird. In der synchronen Synthese erschaffen wir unser phänomenales Selbst von Moment zu Moment, d.h. alle 2 Sekunden, immer wieder neu, die diachrone Synthese verknüpft wiederum alle vergangenen Synthesen miteinander und erzeugt die Wahrnehmung einer linearen Zeitachse, auf der sich unser phänomenales Selbst bewegt. Eine gelungene Synthese etabliert also unser phänomenales Selbst (das Gefühl der Ichigkeit) auf allen Ebenen der Wahrnehmung:

  • visuelle, auditive, kinästhetische, olfaktorische und gustatorische Sinne (VAKOG)
  • Nozizeption (Schmerzempfindung)
  • Vestibulärsinn (Gleichgewicht)
  • Propriozeption (Körperempfindung / Tiefensensibilität)
  • Autonomes Nervensystem (Sympathikus, Parasympathikus)
  • alle Handlungstendenzen/ Cluster (Alltag, Gefahrenabwehr, Bindung, Sexualität, Fürsorge, Zugehörigkeit, Nahrungsaufnahme, Entspannung etc.)
  • die daraus folgenden Ego States als integrierte und bewusste Persönlichkeitsanteile mit ihren jeweiligen Gefühlen (Intensität, Gleichzeitigkeit), Gedanken (Erinnerungen, Erwartungen, Vorstellungen), Verhaltensweisen und Impulsen.

Eine kohärente Synthese kann durch traumatische Erfahrungen oder anhaltende soziale oder emotionale Belastungen bzw. Vernachlässigung in Kindheit und Jugend gestört werden, da die integrativen Kapazitäten niedrig und das Verknüpfen und Differenzieren in der Situation nicht oder nur teilweise erfolgt. Dies führt zu – entsprechend der Intensität der Traumatisierung – doppelter, dh. kobewusster Synthese verletzter Anteile, bis zu sequenzieller, d.h. fragmentierter Synthese (DIS) mit füreinander amnestischen Anteilen. Die Synthesefähigkeit repräsentiert also das Dissoziationskontinuum (PTBS, kPTBS, pDIS, DIS) und kann aufgrund der überforderten Integrationsfähigkeit als Überlebensstrategie verstanden werden, da die Dissoziation das Überleben sichert (dort & damals). Dabei kann es zu Depersonalisation, Derealisation, Identitätsunsicherheiten und Amnesien kommen, wobei die verletzten/fragilen Anteile durch Intrusionen, Flashbacks oder andere, unterschiedliche Sekundärsymptome (Depression, Ängste, Panik, Zwänge, Aggressionen, Somatisierungen etc.) auf sich aufmerksam machen und nach Integration suchen, während wir weiterhin vermeiden und darum bemüht sind, die Dissoziation, sprich das Verlangen, das eigene Leben zu schützen, aufrecht zu erhalten (hier & jetzt).

Bei einer strukturellen Dissoziation (DIS) haben die verschiedenen Anteile kein Bewusstsein füreinander und sind amnestisch bezüglich der jeweiligen Erfahrungen und sequenziellen Synthesen aller anderen Anteile. Es existieren mindestens 2 Persönlichkeitsanteile mit jeweils zugehörigen, verletzten Anteilen. Ein Beispiel wäre das Erstaunen darüber, wo die Orangen in der Küche herkommen, die man überhaupt nicht mag. Ein Persönlichkeitsanteil hat sie eingekauft, ein anderer wundert sich und kann sich an den Gang in den Supermarkt nicht erinnern. Hier wäre der erste Schritt, aus der dissoziierten Ich-Perspektive der einzelnen Anteile Stück für Stück in eine Wahrnehmung von WIR zu kommen, das innere System zu erforschen und alle Anteile miteinander bekannt zu machen, wobei dies primär in Alltagssituationen geübt werden sollte, bevor traumatisches Material bearbeitet wird.

Erst wenn es gelingt, dass alle Anteile kobewusst sind und es eine Kooperationsbereitschaft im System gibt, ist kohärente Synthese möglich. Diese findet unbedingt fraktioniert statt, dh. in kleinen Schritten, auch Titration genannt. Wichtig ist hier die Regulation mit Hilfe von Metaphern als Dosierungshelfer, sodass langsam und der Integrationsfähigkeit aller Anteile gemäß vorangeschritten wird, um eine Re-traumatisierung durch zu schnelle bzw. zu intensive Synthese zu vermeiden. Das heißt, dass Erinnerungsstücke (dort und damals synthetisierte Fragmente) wie Puzzleteile gesammelt und dann Stück für Stück zu einem kohärenten Bild zusammengesetzt werden. Hierbei ist wichtig zu beachten, dass wir uns gerne überschätzen und schnell viel erreichen wollen, sobald die Vermeidung überwunden wurde und die Neugier überwiegt, da wir das Ausmaß des Erlebten noch nicht vollständig erinnern oder realisieren (personifiziert/präsentifiziert).

Sobald unsere Wahrnehmung für andere Anteile sowie die Wahrnehmung der Anteile untereinander durchlässiger und ko-bewusst ist, ist es besonders wichtig, die Selbstreflektivität und Perspektivübernahme zu fördern und dabei gleichzeitig immer alle Anteile zu adressieren. Die verschiedenen Anteile haben idR. ganz eigene Ziele, die durchaus auch gegensätzlich sein können, sodass gegenseitiges Mitgefühl, Verständnis, Bezeugen und demokratischer Umgang (Kooperation) untereinander die Basis für eine kohärente Synthese sind. Die Frage: Wer will was wofür? ist unumgänglich, um schrittweise aus der 3PP über die 2PP in die 1PP und aus dem WIR zu der Erkenntnis „Das bin alles ICH“ zu gelangen. Je mehr wir zu uns nehmen können, umso mehr werden die verletzten Anteile entlastet und die Symptome verschwinden. Wenn die verletzten Anteile erkennen, dass die traumatische Situation vorbei ist (dort & damals), sie sicher sind (hier & jetzt) und sie die fehlende Fürsorge und Wahrnehmung erhalten, kann die Anpassung der pathologischen Überlebensstrategien in adäquate und zeitgemäße Handlungstendenzen gelingen.

Die Therapeutin arbeitet hierbei als Coach und hilft insbesondere zu Beginn durch Modelllernen zu zeigen, wie Fürsorge, Mitgefühl und Anerkennung für die verletzten Anteile gelingen kann, sodass diese integrative Arbeit zunehmend eigenständig bewältigt werden kann. Da diese Arbeit ein hohes Maß an mentaler Energie benötigt, ist es ausgesprochen wichtig, vor der Integrationsphase für ausreichend Stabilisation zu sorgen, Ressourcen und Erfolgserlebnisse bewusst zu machen, sodass ausreichend positives Gegengewicht (mentale Energie) für das Halten und Annehmen der traumatischen Erfahrungen vorhanden ist.

Heilung des Unterwerfungshabitus mit Energiemedizin

Frauen bewältigen unerträgliche Situationen und Stress oft nicht mit einer sympathikotonen Reaktion wie Kampf, Flucht oder Erstarren, sondern mit Beschwichtigung (oder Unterwerfung), einer neben dem Shutdown seit Dr. Stephen Porges Erkenntnissen zur Polyvagaltheorie als weitere wichtige Traumareaktion identifizierte, parasympathische Reaktion des dorsalen Vagus.

Unterwerfung entspringt einem sehr widerstandsfähigen Nervensystem, das nicht jedem zur Verfügung steht. Sie stellt eine komplizierte und geschickte neurobiologische Strategie dar, die durch entsprechende Interaktion das Beziehungssystem des Täters anspricht und darauf abzielt, Mitgefühl und Vertrauen zu erregen. Es ist der verzweifelte Versuch, Missbrauch, Verletzung oder sogar den Tod durch Unterwerfung zu vermeiden. Vor allem in unausweichlichen Umgebungen, in denen ein Kampf die Bedrohung und den Schaden nur verstärkt, scheint Beschwichtigung die beste Überlebensstrategie zu sein. Es ist der Versuch, die Bindung zur Bezugsperson zu reparieren, indem den Bedürfnissen der Bezugsperson Vorrang vor den eigenen eingeräumt werden. Später im Leben versuchen Beschwichtiger oft, Sicherheit zu finden, indem sie ständig die Emotionen anderer Menschen lesen und sich auf sie einstellen. Beschwichtigung kann leicht mit mit Empathie verwechselt werden, allerdings handelt es sich hierbei um eine angstgesteuerte Art der Selbstsabotage, die sich durch erhöhte Wachsamkeit und Sensibilität für Bedrohung ausdrückt.

Das berühmteste Beispiel für Unterwerfung ist das Stockholm-Syndrom, das als Reaktion auf eine traumatische Verstrickung beschrieben wird und paradoxerweise zu einer positiven Beziehung zu den Unterdrückern führt, die auch nach der Befreiung fortbestehen können. Täter sind allerdings in den meisten Fällen Familienmitglieder oder enge Bekannte, zu denen oft trotz anhaltender Bedrohung bis ins Erwachsenenalter hinein eine Beziehung aufrecht gehalten wird, sei es aus Scham, Angst oder Gewohnheit. Trauma kann allerdings nur verarbeitet werden, wenn dieser Kontakt zumindest vorübergehend unterbrochen wird.

Beschwichtigung ist die wichtigste Abwehrreaktion von Säugetieren auf lebensbedrohliche Situationen und traumatische Erlebnisse, und scheint die Grundlage der komplexen PTBS zu sein. Langfristiges Appeasement in der Kindheit führt zu einer Reihe typischer Verhaltensweisen und Überzeugungen über das Selbst – hohe Sensibilität, Empathie und Wachsamkeit, Verantwortungsgefühl, Autoaggression (wie negatives Selbstgespräch), Selbstvorwürfe, Scham und Schuldgefühle, geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Angst, „Nicht-gut-genug-sein“, das Gefühl, nicht gesehen zu werden oder unwichtig zu sein, Depressionen, Süchte und Selbstverletzungen, chronische Schmerzen oder Krankheiten und ungesunde Grenzen.

Das Fehlen gesunder Grenzen ist ein weit verbreitetes Problem, mit dem Frauen leider noch immer fast überall auf der Welt konfrontiert sind. Die paternalistischen Strukturen, mit denen wir auch heute noch leben müssen, verlangen von Frauen übermäßige Flexibilität und Toleranz, sei es in Bezug auf ihre Karriere, ihre Möglichkeiten, ihre Beziehungen oder ihre Rolle als Mutter. Allzuoft wird von Frauen immer noch erwartet, sich ohne Widerrede den Umständen anzupassen, anstatt Nein zu sagen oder sogar wütend zu werden, wenn unsere Grenzen überschritten oder ignoriert werden.

Häufig beginnt diese Dynamik bereits in der Kindheit, wenn von Mädchen erwartet wird, höflich, ruhig, hilfsbereit und vernünftig zu sein, während Jungen aufgrund ihrer scheinbar wilderen Natur lauter und aggressiver sein dürfen. Wenn wir zusätzlich zur gesellschaftlichen Norm eine auf Unterwerfung basierende Bewältigungsstrategie bezüglich unserer Bezugspersonen entwickelt haben, sind wir oft unbewusst und tief in dieses Reaktionsmuster verstrickt. Wir versuchen um jeden Preis, es anderen Menschen Recht zu machen und ihre Bedürfnisse wortlos zu erkennen um akzeptiert, gemocht oder wenigstens in Ruhe gelassen zu werden. Dabei ignorieren wir unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen, weil wir gesunde Beziehungsdynamiken nie kennengelernt haben. Wir wissen oft nicht, was richtig oder falsch ist, weil wir eine verzerrte Wahrnehmung von diesen Kategorien in uns tragen und uns die Schuld für externe Situationen geben. Dies führt zu einer Vielzahl von psychischen und somatischen Problemen, sowie zu innerer und äußerer Orientierungslosigkeit und Isolation.

Verbindung und Orientierung sind zwei der vielen heilsamen Auswirkungen der Energiemedizin. Die Kosmologie der Q’ero-Nation in Peru, deren Weisheit und Medizin ich in der Lichtkörperschule (Dr. Alberto Villoldo) studiert habe, basiert auf der antiken Kultur der Inka, welche sich bei Ankunft der Konquistadoren vor 500 Jahren in die hohen Anden zurückgezogen und diese Weisheit gehütet haben. Heute tragen die Q’ero als direkte Nachfahren der Inka dieses Wissen in die Welt. So glauben sie zum Beispiel, dass wir das Paradies nie verlassen haben und bis heute in Einklang mit der Natur leben. Dies steht unserem jüdisch-christlichen Verständnis der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden entgegen und unserer kollektiven Schuld der Erbsünde, vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben.

Die Q’ero glauben, dass wir Eins mit der Erde und tatsächlich ihre Hüter und Verwalter sind, dass wir durch unser leuchtendes Energiefeld mit Dimensionen und Wesenheiten jenseits unserer begrenzten Wahrnehmung einer materialistischen/reduktionistischen Realität verbunden sind, die versucht, alles durch den Verstand zu verstehen. Dieser Verstand stellt nur ein und das dabei am wenigsten entwickelte Wahrnehmungs- und Intelligenzorgan unseres Körpers dar. Weitaus mehr Weisheit liegt in unseren Herzen und Eingeweiden, in unserer Intuition und subtilen Erinnerung an eine Lebensweise, die vor Jahrhunderten verloren gegangen sind.

Wie Energiearbeit den Beschwichtigungshabitus heilen kann

Es mag schwierig erscheinen, das Konzept des leuchtenden Energiefeldes oder Energiekörpers zu akzeptieren, mit dem nicht nur die Q’ero arbeiten. Wenn wir uns der recht neuen wissenschaftlichen Disziplin der Quantenphysik zuwenden, finden wir den Beweis für eine universelle Wahrheit, die seit Jahrtausenden den indigenen Kulturen der ganzen Welt bekannt ist und genutzt wird und die wir in unserer „zivilisierten“ Welt programmatisch zu vergessen gelernt haben. Man denke nur an die europäische Hexenjagd, die zur massenhaften Vernichtung von kräuterkundigen und spirituellen Frauen führte, die oft auch als Hebammen in direkter Verbindung mit dem Leben standen. Der Verlust dieser Weisheit hat uns systematisch von unseren Wurzeln und unserer Intuition getrennt. Seit vor etwa 100 Jahren C.G. Jung seine tiefgreifende Forschung und Theorie zum kollektiven Unbewussten und zu den Archetypen veröffentlicht hat, beginnen wir uns langsam wieder an unsere Spiritualität zu erinnern und uns damit zu verbinden .

Damit vor allem Frauen das Unterwerfungsverhalten hinter sich lassen können, bedarf es eines weiblicheren, mütterlicheren, liebevolleren und fürsorglicheren Ansatzes als unsere wissenschaftlich-nüchterne Herangehensweise. Der toxische Einfluss unserer paternalistischen Strukturen führt seit Generationen dazu, dass diese selbstzerstörerische Bewältigungsstrategie von Müttern an Töchter weitergegeben wird. Energiemedizin öffnet mit seinem kosmischen sowie liebevollen und mitfühlenden Verständnis einen Raum, in dem es häufig leichter fällt, dieses schwere, uralte Vermächtnis zu überwinden, da wir uns mit unseren Ahnen verbinden und wieder in Kontakt mit unseren Yin-Qualitäten und verschütteten Stärken und Qualitäten kommen. Sie arbeitet mit unserer Intuition, unserer Seele, unserer Verbindung und mit dem subtilen Fluss der Energien.

Energiearbeit bietet nicht nur eine höhere Ebene der kosmischen Ordnung und Verbindung, sondern kann auch als Kompass für die Navigation durch unser Leben dienen. Indem wir uns von der Anerkennung anderer Menschen unabhängig machen, lernen wir, alles zu finden, was wir brauchen, um uns sicher und geliebt zu fühlen – in uns und darüber hinaus. So überschneiden und ergänzen sich Hypnotherapie und Energiemedizin: Beide Methoden ermöglichen das Hineinspüren in unser Unterbewusstsein, unsere Überzeugungen und unseren Körper und bringt uns in Kontakt mit uns selbst. Doch während der westliche Ansatz Herz, Körper und Verstand anspricht, bereichert die Medizin der Q’ero die Heilarbeit, indem sie unseren Geist nährt, unser Vertrauen vertieft. Energiemedizin bietet uns eine Landkarte für eine tiefe Suche der Seele an, die uns mit der allgegenwärtig fließenden Energie verbindet.

Die Kombination von Energiemedizin mit unserer westlichen Herangehensweise hilft auch unserem konditionierten Verstand, die energetische Transformation besser zu akzeptieren und zu integrieren. Wenn wir kognitiv und emotional reflektieren, wodurch unsere Prägungen oder ein Seelenverlust ausgelöst wurde und wie sich die daraus entstandenen Kernüberzeugungen auf unser Leben auswirken, kann sich eine energiemedizinische Reinigung unseres Lichtkörpers viel nachhaltiger in unserem Leben manifestieren. Aus diesem Grund bereite ich jede energiemedizinische Intervention mit ein paar Sessions therapeutischer Selbsterforschung vor, da ich festgestellt habe, dass eine Drop-in-Session mit Energiemedizin ohne vorherige Reflektion eher als eine Wellness-Behandlung mißverstanden wird. Meinem humanistischen Verständnis nach ist die gesamte therapeutische Arbeit eine Einladung, sich aktiv und eigenverantwortlich für die eigene Heilung zu engagieren und die in den Sitzungen gewonnenen Erkenntnisse in unserem täglichen Leben anzuwenden.

Energiemedizin ist eine zutiefst nährende und verbindende Praxis, vor allem aufgrund ihres transpersonalen Rahmens innerhalb eines heiligen Raums und der Unterstützung durch die angerufenen Archetypen und Energien. Indem wir uns aktiv am Heilungsprozess beteiligen, indem wir bewusst loslassen, was uns nicht mehr dient und gesunde Grenzen ziehen, treten wir heraus aus unserer passiven Opferrolle. Gleichzeitig sind wir eingeladen, Fürsorge, Einstimmung und Liebe zu empfangen, begleitet von der Stimulation aller Sinne durch die Verwendung von Blütenwasser, Rasseln, Trommeln, Glocken, Kristallen und Federn. In diesem Rahmen finden wir leichter den Mut, uns selbst die Erlaubnis zu geben, unsere Bedürfnisse auszusprechen, uns in unserem Schmerz und Leid zu zeigen, ohne Angst haben zu müssen, beurteilt, herabgesetzt, weggestoßen oder ignoriert zu werden. Durch diese Authentizität gelingt es, uns tief mit unserer inneren Wahrheit und Weisheit zu verbinden und Stück für Stück aus den begrenzenden Glaubenssätzen unserer Lebensgeschichte herauszutreten.

Polyvagaltheorie +Übungen

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Was ist das autonome Nervensystem?

Das autonome Nervensystem besteht aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus. Es steuert alle Körperfunktionen, die ablaufen, ohne dass wir bewusst darüber nachdenken, darunter:

  • Stimmung
  • Atmung
  • Blutdruck
  • Körpertemperatur

Der Sympathikus wird als Reaktion auf eine Bedrohung, Gefahr oder Stresssituation aktiviert. Er löst die Stressreaktion „Kampf oder Kampf“ aus, indem er die Ausschüttung von Stresshormonen erhöht und die Körperfunktionen beschleunigt, um uns zu schützen, z. B. indem er uns dazu bringt, vor einem Löwen wegzulaufen.

Das parasympathische Nervensystem bildet ein Gegengewicht zum sympathischen Nervensystem, indem es eine entspannende Wirkung auf den Körper ausübt. Er wird hauptsächlich durch den Vagusnerv – den längsten Nerv des Körpers – gesteuert, der vom Gehirn über die Augen, Ohren und Stimmbänder bis hinunter zu allen wichtigen Organen wie Herz, Lunge, Leber, Nieren und Darm verläuft. Der Vagusnerv hat zwei Äste: den dorsalen Vagusnerv und den ventralen Vagusnerv. Der dorsale Vagusnerv übernimmt die Aufgabe, den Körper herunterzufahren, wenn wir uns überfordert, gestresst oder bedroht fühlen und Reaktionen wie Kampf, Flucht oder Erstarren keine Option sind. (Die Herzfrequenz verlangsamt sich, der Blutdruck sinkt, und die Atmung wird flach, wodurch Blut und Sauerstoff von unseren Extremitäten zu unseren lebenswichtigen Organen umgeleitet werden, was uns helfen soll, Energie zu sparen, damit wir eine Stresssituation überleben können). Außerdem wird das Immunsystem unterdrückt, und wenn es chronisch wird, kann es zu Angstzuständen, Depressionen und anderen psychischen Problemen führen. Der ventrale Vagusnerv hingegen ist dafür verantwortlich, dass sich der Körper entspannt, Nährstoffe aus der Nahrung verdaut und aufnimmt und dass unser Körper heilt, sich regeneriert und stärker wird. Es ist auch der Zustand für soziale Interaktion und Beziehungsfähigkeit. Wenn wir uns in einem ventralen vagalen Zustand befinden, fühlen wir uns sicher und verbunden.

Was kann den Vagusnerv schädigen?

Die folgenden Faktoren können die Funktion des Vagusnervs beeinträchtigen und dazu führen, dass das sympathische Nervensystem über längere Zeit aktiv bleibt und die Oberhand gewinnt:

  • Schlechte Ernährung mit einem hohen Anteil an verarbeiteten Lebensmitteln
  • Schlafmangel
  • Überstimulation durch Bildschirme
  • Gesundheitliche und finanzielle Sorgen
  • Ständig auf Achse sein und keine Zeit zum Ausruhen haben

Sympathikus-Dominanz-Symptome

Ein niedriger Vagustonus und eine Dominanz des Sympathikus unterdrücken unser Immunsystem. Dies wirkt sich negativ auf unsere Gesundheit aus und kann zu zahlreichen Symptomen und Erkrankungen beitragen und diese verursachen, z. B:

  • Muskelverspannungen, insbesondere im Nacken und in den Schultern
  • Erhöhte Schmerzen und Entzündungen
  • Erhöhte Herzfrequenz
  • Chronische Müdigkeit
  • Erhöhter Blutzucker und Blutdruck
  • Beeinträchtigte Verdauung und Verdauungsprobleme wie Übelkeit und Blähungen, Blähungen, Durchfall und
  • Verstopfung
  • Schlechter Schlaf und Schlaflosigkeit
  • Fibromyalgie
  • Gewichtszunahme
  • Erhöhte Angstzustände, Stress und Depressionen
  • Kopfschmerzen, Migräne, Schwindel usw.
  • Häufige Infektionen
  • Erhöhte Reizbarkeit
  • Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und sich an Dinge zu erinnern
  • Unfähigkeit zu rationalem Denken
  • Beeinträchtigte Stimmung
  • Kardiovaskuläre Probleme
  • Ungleichgewicht der Hormone
  • Autoimmunerkrankungen

Was ist die Vagusbremse?

Die vagale Bremse ist der natürliche Schrittmacher des Herzens. Wenn das Herz reguliert und ruhig ist, wird die vagale Bremse aktiviert und das Herz schlägt zwischen 60 und 80 Schlägen pro Minute. Bei Dysregulation und Stress löst sich die vagale Bremse und die Herzfrequenz beschleunigt sich auf über 80 Schläge pro Minute. Ohne eine vagale Bremse würde das Herz so schnell schlagen, dass der Körper schließlich erschöpft wäre und zusammenbrechen würde.

Die Metapher der Vagusbremse: Fahrradbremsen

Dr. Stephen Porges, der Wissenschaftler, der für einen Großteil der Forschung über das polyvagale System verantwortlich ist, vergleicht die Funktion der Vagusbremse mit den Bremsen eines Fahrrads. Wenn die vagale Bremse stark ist, kann sie als Werkzeug zur Regulierung von Gefühlen und Emotionen eingesetzt werden. In diesem Beispiel greifen die Bremsen des Fahrrads sanft und leicht, um die Geschwindigkeit zu regulieren. Wenn die vagale Bremse unterentwickelt oder geschwächt ist, treten Empfindungen unerwartet auf und Emotionen schnell hervor. In diesem Beispiel sind die Bremsen des Fahrrads abgeschaltet worden. Ohne Bremsen hängt die Geschwindigkeit des Fahrrads völlig vom Untergrund ab. Befindet sich das Fahrrad auf einer Anhöhe, rollt es unkontrolliert, bis der Untergrund zum Stillstand kommt. Für die meisten Menschen ist die vagale Bremse ein unerkannter Teil ihrer Physiologie und ein ungenutztes Werkzeug im Werkzeugkasten der Emotionsregulation. Bei den meisten Menschen schlagen Emotionen und Empfindungen wild um sich, wenn Stress und Deregulierung auftreten.

Warum ist die Vagusbremse so wichtig?

Wenn unsere Vagusbremse stark ist, können wir sie als Ressource zur Regulierung in Zeiten von Stress nutzen. Wir können wählen, wie viel Energie wir in unseren Körper und unser Nervensystem einbringen und wie viel Energie wir ausstoßen wollen. Eine starke Vagusbremse verleiht unserem Tagesrhythmus Elastizität und ist wesentlich für die körperliche und geistige Gesundheit und lindert die Symptome einer Reihe von chronischen Krankheiten. Die Nutzung bzw. Nichtnutzung der Vagusbremse wirkt sich direkt auf die körperliche Gesundheit und das emotionale Wohlbefinden aus. Wenn ein Körper so sehr an einen ständigen Zustrom von Stress und Stimulation gewöhnt ist (die Vagusbremse ist ausgeschaltet), fühlt er sich unsicher und krank. Die wichtigsten Vorteile einer starken Vagusbremse sind:

1. Verbesserte Stressresistenz
Wenn die Vagusbremse stark ist, verändert sich unsere Beziehung zu anderen Menschen. Alltägliche Stressoren, wie am Arbeitsplatz, in der Schule oder zu Hause, lassen sich leichter bewältigen. Eine Verspätung auf dem Weg zur Arbeit unterbricht nicht den Tagesablauf, sondern gehört einfach zum Tagesablauf dazu. Ein vergessenes Mittagessen löst keine Geschichte über die Person aus, die es vergessen hat; es ist einfach nur ein vergessenes Mittagessen. Im Allgemeinen sorgt eine starke Vagusbremse für mehr Empathie und Mitgefühl für sich selbst und andere. Wenn Stress auftaucht, wissen Sie, wie Sie die Vagusbremse aktivieren können, um zur Regulierung zurückzukehren.

2. Größeres Gefühl der Sicherheit
Wenn die vagale Bremse stark ist, schlägt das Herz in einem gleichmäßigen und regulierten Rhythmus. Eine vorhersehbare Herzfrequenz bedeutet, dass sich die täglichen Ereignisse weniger bedrohlich anfühlen. Wenn die Herzfrequenz unvorhersehbar ansteigt, fühlen sich die täglichen Ereignisse überwältigend an. Eine starke Vagusbremse ermöglicht es Ihnen, Hinweise auf Sicherheit und Gefahr deutlicher wahrzunehmen; Menschen und Ereignisse lösen weniger wahrscheinlich emotionale und körperliche Reaktionen aus. Was in der Vergangenheit eine „Bedrohungs“-Reaktion ausgelöst haben könnte, wird abgemildert, und das Gefühl der Sicherheit wird schnell wiederhergestellt.

3. Erneuter Zugang zu Empathie
Bei vielen Menschen ist die Fähigkeit zur Empathie durch häufigen Stress und Überforderung gedämpft worden. Wenn die Vagusbremse stark ist, können wir auf die Bedürfnisse des anderen eingehen, wenn sie entstehen. Wir sind weniger reaktiv und defensiv. Wir vereinen uns wieder als Menschen. Aus der Ruhe heraus können wir einander mehr Mitgefühl und Freundlichkeit entgegenbringen. Von diesem Ort aus kann große Veränderung geschehen, sowohl persönlich als auch global.

Die heilende Kraft des Vagusnervs

Es gibt einfache Dinge, die wir tun können, um den Vagusnerv zu stimulieren, das sympathische Nervensystem auszuschalten und unser parasympathisches Nervensystem zu aktivieren. Die Verbesserung des Vagusnerv-Tonus und die Aktivierung des Parasympathikus beruhigen den ganzen Körper und verbessern nachweislich die körperliche und geistige Gesundheit und lindern die Symptome bei einer Reihe von chronischen Erkrankungen, wie z. B:

  • Verringerung von Schmerzen und Entzündungen
  • Verbessert den Schlaf
  • Verbesserung der Verdauung und der Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung, wodurch Verdauungsbeschwerden wie Übelkeit, Blähungen und Völlegefühl gelindert werden
  • Verringerung von Müdigkeit und Steigerung der Energie
  • Senkung der Herz- und Atemfrequenz
  • Kontrolle von Blutzucker und Blutdruck
  • Steigerung der Gelassenheit und Entspannung, um Ängste, Stress und Depressionen zu lindern
  • Stärkung unseres Immunsystems
  • Verbesserung von Konzentration, Wachsamkeit und Gedächtnis

Einfache Übungen zur Stimulation des Vagusnervs

Die Verbesserung des Vagustonus und die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems können auf natürliche Weise schnell und einfach selbst stimuliert werden.

Die Vagusbremse üben

Diese Übung hilft Ihnen, die Verbindung zwischen Atem und Stress zu stärken und dient als Werkzeug zur Regulierung: Stellen Sie sich eine Zeit mit minimalem, überschaubarem Stress vor. Stellen Sie sich diesen Moment vor, und erlauben Sie sich, die mit dem Stress verbundenen Empfindungen in Ihrem Körper zu spüren. Nehmen Sie die Empfindungen und Gefühle wahr. Richten Sie dann Ihre Aufmerksamkeit auf Ihren Atem. Achten Sie auf die Tiefe und Qualität des Atems. Dehnen Sie als Nächstes den Atem achtsam aus. Stellen Sie sich vor, dass Sie mit jedem Einatmen Energie in den Körper bringen und mit jedem Ausatmen Energie aus dem Körper entfernen.

Wenn Sie möchten und wenn es hilfreich ist, stellen Sie sich vor, dass Sie auf einem Fahrrad sitzen und einen kleinen Hügel hinauffahren. Ihre Finger sind auf den Bremsen des Fahrrads. Wenn Sie die Bremse auch nur leicht lösen, lassen Sie das Rad rollen. Sie kontrollieren die Geschwindigkeit des Fahrrads. Wenn Sie die Bremse leicht anziehen, verlangsamen Sie das Fahrrad. Du kontrollierst die Geschwindigkeit des Fahrrads. Stellen Sie sich vor, dass Ihr Nervensystem das Fahrradrad ist. Stellen Sie sich vor, die Bremsen seien Ihre Vagusbremse. Mit jedem Einatmen bringen Sie Energie in das Nervensystem und versorgen sich mit neuer, frischer Energie. Mit jedem Ausatmen nehmen Sie Energie aus dem Nervensystem und entfernen alte, abgestandene Energie.


Gurgeln

Durch Gurgeln werden die Muskeln im hinteren Teil des Rachens aktiviert, durch die der Vagusnerv verläuft. Gurgeln bis zu dem Punkt, an dem die Augen tränen, ist optimal für die Aktivierung des Vagusnervs. Warmes Salzwasser hilft, Bakterien im hinteren Teil des Rachens abzutöten.

Summen/Gesang
Durch Summen, Singen oder Singen werden die Stimmbänder aktiviert, durch die der Vagusnerv verläuft. Die Stimulation des Vagusnervs erhöht nachweislich die Herzfrequenzvariabilität.

Langsame, tiefe Zwerchfellatmung
Beim Atmen stimuliert das Einatmen den Sympathikus, unsere Stressreaktion, während das Ausatmen die Aktivierung des Parasympathikus, unsere Entspannungsreaktion, erhöht. Um den Vagusnerv zu aktivieren und die Menge des aufgenommenen und durch den Körper transportierten Sauerstoffs zu erhöhen, sollte die Atmung langsam erfolgen:

  • Langsam, idealerweise mit 6 Atemzügen pro Minute
  • mühelos
  • mit dem Zwerchfell (Bauchatmung) durchgeführt werden
  • Ein- und Ausatmen durch die Nase
  • Doppelt so lange ausatmen wie einatmen

Indem Sie die Vagusbremse üben, stärken Sie die Verbindung zwischen Atem und Stress. Die Vagusbremse wird zu einem Werkzeug zur Regulierung in Zeiten der Not. Atemübungen sind auch eine der besten Vagusnerv-Übungen für die Verdauung. Wenn Sie vor dem Essen eine Minute lang langsam und tief atmen, wird das parasympathische Nervensystem aktiviert, um die Produktion von Verdauungsenzymen zu erhöhen, was die Verdauung und die Aufnahme von Nährstoffen aus den verzehrten Lebensmitteln optimiert.

Berühren Sie Ihre Lippen
Die Lippen sind mit parasympathischen Fasern durchzogen. Wenn Sie mit den Fingern sanft über Ihre Lippen streichen, können Sie diese stimulieren.

Halbe Salamander-Übung
Die Halb-Salamander-Übung ist eine schnelle und einfache Übung aus Stanley Rosenbergs Buch „Accessing The Healing Power Of The Vagus Nerve“, die den Vagusnerv und unser parasympathisches Nervensystem sofort aktiviert:

  • Verbesserung der Beweglichkeit des oberen Rückens und des Brustkorbs
  • Verringerung der Vorwärtshaltung des Kopfes, indem der Kopf besser mit der Wirbelsäule in Einklang gebracht wird
  • Erhöhung der Atemkapazität, um Ängste und Stress abzubauen

Zur Durchführung:

  • Setzen Sie sich in eine bequeme, aufrechte Position.
  • Halten Sie Ihren Kopf nach vorne gerichtet, bringen Sie Ihr rechtes Ohr zur rechten Schulter und schauen Sie mit den Augen nach links.
  • Halten Sie diese Position, bis Sie gähnen, schlucken oder seufzen.
  • Wiederholen Sie die Übung dann auf der anderen Seite. Halten Sie den Kopf nach vorne gerichtet, bringen Sie das linke Ohr zur linken Schulter und schauen Sie mit den Augen nach rechts. Halten Sie die Position wieder, bis Sie gähnen, schlucken oder seufzen.

Die Basic-Übung
Die Basisübung ist eine weitere einfache Übung von Stanley Rosenberg, die die Beweglichkeit des oberen Rückens und die Nutzung unseres peripheren Sehvermögens kombiniert, um den Vagusnerv und das parasympathische Nervensystem sofort zu aktivieren. Die Basisübung kann im Liegen oder im Sitzen durchgeführt werden.

  • Verschränken Sie die Finger und legen Sie die Hände an den Hinterkopf.
  • Halten Sie den Kopf nach vorne gerichtet und schauen Sie mit den Augen nach links.
  • Halten Sie diese Position, bis Sie gähnen, schlucken oder seufzen.
  • Schauen Sie dann, während Ihr Kopf weiterhin nach vorne gerichtet ist, mit Ihren Augen nach rechts. Halten Sie diese Position, bis Sie gähnen, schlucken oder seufzen.

Yoga
Yoga stimuliert den Vagusnerv und erhöht die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems, was nachweislich die folgenden Vorteile hat

  • Senkt die Herzfrequenz
  • Reduziert Schmerzen
  • Linderung von Depressionen und Angstzuständen
  • Verbessert die Schlafqualität

Kälteexposition
Wenn sich unser Körper an kalte Temperaturen anpasst, wird der Vagusnerv aktiviert, um unsere sympathische Stressreaktion zu reduzieren und unseren parasympathischen Ruhe- und Entspannungszustand zu erhöhen. Neben der Stärkung des Vagusnervs hat dies noch weitere Vorteile:

  • Verstärkung des Lymphflusses, wodurch Giftstoffe, Bakterien, Viren und andere Abfallprodukte aus dem Körper entfernt werden
  • Veranlassung des Herzens, effizienter zu pumpen, um den Blutfluss zu erhöhen und den ganzen Körper mit mehr Sauerstoff und Nährstoffen zu versorgen
  • Erhöhung des Energieniveaus
  • Beschleunigung des Stoffwechsels, was das Immunsystem und die Produktion weißer Blutkörperchen zur Bekämpfung von Infektionen und Krankheiten anregt

Kälteeinwirkung kann durch folgende Maßnahmen erreicht werden:

  • Kaltes Duschen
  • Trinken von kaltem Wasser
  • Vereisung des Vagusnervs durch Auflegen eines Eisbeutels auf die Stirn oder in den Nacken
  • Abspritzen des Gesichts mit kaltem Wasser
  • Lutschen an einem Eiswürfel
  • Essen von Eis am Stiel/Eislutscher

Gebet und Meditation
Es ist erwiesen, dass Gebet und Meditation (selbst wenn sie nur 2-3 Minuten dauern) Ängste und Stress lindern und die Entspannung fördern.

Akupressur und Akupunktur
Akupressur und Akupunktur stimulieren den Vagusnerv und erhöhen die Herzfrequenzvariabilität, während sie gleichzeitig Entzündungen reduzieren, die Verdauung verbessern und Übelkeit und Erbrechen lindern. Es gibt 3 Druckpunkte, die speziell den Vagusnerv stimulieren:

  • Concha cymba – in der Höhle oberhalb des Gehörganges.
  • Magen 36 – 3 Fingerbreit unterhalb des Handgelenks, zwischen den 2 großen Sehnen.
  • Nei Guan P6 – 4 Fingerbreit von der Unterseite der Kniescheibe an der Außenseite des Schienbeins entfernt.

Sie können diese Akupressurpunkte des Vagusnervs zu Hause schnell und einfach selbst stimulieren, indem Sie mit Ihrem Daumen oder Finger in kreisenden Bewegungen 1-2 Minuten lang einen festen, aber nicht schmerzhaften Druck nach unten auf jeden dieser Punkte ausüben.

Massage
Es ist erwiesen, dass Massagen den Vagusnerv stimulieren und die Aktivierung des parasympathischen Nervensystems erhöhen. Bei einer Reihe von Erkrankungen, darunter Fibromyalgie, Multiple Sklerose, Arthritis und Autoimmunerkrankungen, bietet sie nachweislich die folgenden Vorteile:

  • Verringerung von Schmerzen und Muskelverspannungen
  • Verbesserte Funktion
  • Verringerung von Angstzuständen, Depressionen und Stress
  • Gesenkter Blutdruck
  • Verbesserter Schlaf
  • Stärkt das Immunsystem

Für eine Massage des Vagusnervs massieren Sie die Füße und die Halsschlagader an der Seite des Halses.

Omega-3-Fette
Omega-3-Fette stimulieren den Vagusnerv und senken nachweislich die Ruheherzfrequenz und erhöhen die Herzfrequenzvariabilität. Die entzündungshemmenden Omega-3-Fette sind enthalten in:

  • öligem Fisch (Lachs, Makrele, Sardinen)
  • Leinsamen, für zusätzlichen Nutzen gekeimt verwenden
  • Chia-Samen
  • Hanfsamen
  • Walnüsse, aktivierte Nüsse für zusätzlichen Nutzen verzehren

Ballaststoffreiche Ernährung
Der Verzehr von ballaststoffreichen Lebensmitteln – Obst, Gemüse, Bohnen und Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte, Kräuter und Gewürze – ist für einen regelmäßigen Stuhlgang unerlässlich. Die Entfernung von verdauter Nahrung und Giftstoffen im Stuhl verhindert, dass schlechte Bakterien und andere Krankheitserreger im Darm gedeihen und die Aktivierung des Vagusnervs beeinträchtigen. Ballaststoffe haben den zusätzlichen Vorteil, dass sie die guten Bakterien im Darm ernähren, was Entzündungen reduziert und die Aktivierung des Vagusnervs und des parasympathischen Nervensystems erhöht. Da jedes Nahrungsmittel eine andere Art von guten Bakterien im Darm ernährt, ist es empfehlenswert, eine Vielzahl von Pflanzen zu essen, um die Darmgesundheit zu optimieren. Eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, ist es, sich saisonal zu ernähren.

Probiotika
Der Vagusnerv innerviert den Darm. Probiotika und fermentierte Lebensmittel erhöhen die guten Bakterien im Darm, die den Vagusnerv aktivieren. 90 % der Nerven aus dem Darm sind über den Vagusnerv mit dem Gehirn verbunden. Die Zunahme der guten Bakterien im Darm reduziert nachweislich Angst, Stress und Depressionen.

Zu den fermentierten Lebensmitteln gehören Sauerkraut, Kimchi und Wasserkefir.

Kosmologie und Medizin der Q’ero Nation aus Peru

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Die Weisheit der Inka

Die Nation der Q’ero in den hohen Anden Perus repräsentiert die letzten verbliebenen, direkten Nachfahren der Inka, die sich selbst als Kinder der Sonne bezeichneten. Sie zogen sich bei Ankunft der Konquistadoren vor mehr als 500 Jahren in die Apus (Quechua: Berge) zurück, die von ihnen bis heute als äusserst mächtige und heilige Energiezentren der Erde verehrt werden und tief in ihre Medizin und Weltanschauung eingebettet sind. In dieser Kargheit haben die Q’ero die uralten Weisheiten darüber, wie wir in Ayni (rechter Beziehung/ heiliger Austausch) mit Mutter Erde, Vater Himmel und allen Lebewesen leben können, gehütet und bewahrt. Es ist das Wissen um die lebendige und vibrierende Energie des Seins, die alles durchströmt und Alles, Was Ist, miteinander verbindet; Es ist ein tiefgreifendes Erbe an Heiltechniken und Energiemedizin, das in diese Kosmologie eingebettet ist und 50.000 Jahre zurückreicht. Inzwischen haben die Forschungen und Erkenntnisse der Quantenphysik die Existenz dieses allgegenwärtigen Energiefeldes, seine Offenheit und unser Potential, es durch unsere Gedanken, Absichten und unser Bezeugen zu beeinflussen, bestätigt.

Pachakuti

Bei ihrer Ankunft in den Bergen erhielt das Volk der Q’ero eine Prophezeiung über die Rückkehr von Pachakuti ( Quechua: Pacha = Welt, Erde, Raum/Zeit, Reich, Boden und Kuti = Drehung, Aufruhr, Bewegung). Die Prophezeiung spricht von einer Periode des Umbruchs und der kosmischen Transformation, die eine Umkehrung der Welt, ein Umkippen des Raum-Zeit-Kontinuums bedeutet und ein großes kataklysmisches Ereignis voraussagt.

Ein Pacha steht auch für die Zeitspanne von 500 Jahren, die traditionelle Art der Inkas, die Zeit zu lesen. Die erste Ankunft der Spanier auf dem amerikanischen Kontinent (1476, Brasilien – 1492, Bahamas) fiel mit einem Pachakuti zusammen. Jetzt, 500 Jahre später, sind wir in ein neues Pacha eingetreten, das durch die Turbulenzen unserer gegenwärtigen Welt und die Umweltzerstörung repräsentiert wird, in der das Paradigma der westlichen Zivilisation weiter zusammenbrechen wird, während der Weg der Erdenhüter zurückkehren wird. Noch wichtiger ist, dass die Ältesten der Anden von einem Riss im Gewebe der Zeit selbst sprechen. Wenn wir unsere Denkweise ändern und bewusster werden, unsere Beziehungen und unsere Spiritualität neu definieren, uns in einen höheren Bewusstseinszustand erheben, entstehen Frieden und Ordnung aus dem Chaos und wir treten in ein Zeitalter der Transformation und der Wiederverbindung mit der Natur ein.

Die Rückkehr von Pachakuti findet auf einer kollektiven Ebene statt. Dieser Riss im Gefüge der Zeit wird uns die Möglichkeit bieten, alle alten Konzepte und Wahrnehmungen von Zeit und Raum in der Vergangenheit zu lassen. Diese Veränderungen geben uns das Potential, uns in einem völlig neuen Paradigma neu zu erschaffen. Die Ältesten der Anden raten uns, diese Gelegenheit nicht zu verpassen, denn wenn wir in der Lage sind, unsere begrenzenden Konzepte aufzugeben, werden wir endlich sehen können, was wir eigentlich sein können. Dieses Konzept wurde von mehreren politischen Bewegungen in Südamerika übernommen, insbesondere von denen, die sich für die Rechte der indigenen Völker einsetzen. In diesem Zusammenhang steht er für den Beginn eines neuen Zyklus und den Wunsch nach einer grundlegenden Veränderung des politischen Umfelds.

Heiliger Raum

Zu Beginn einer Energieheilbehandlung wird der heilige Raum angerufen, der die vier Richtungen des südlichen Medizinrades und seine Archetypen sowie Mutter Erde und Vater Sonne anspricht:

Sachamama/Amaru (Schlange/Süden), repräsentiert das Element Erde, hier können wir lernen, unsere Vergangenheit mit der gleichen Gnade abzulegen, wie die Schlange ihre Haut ablegt. Der Süden bezieht sich auf unsere physische Existenz und ist mit dem Wurzelchakra verbunden.

Choquechinchay/Otorongo (Jaguar/West) repräsentiert das Element Wasser, hier können wir lernen, ohne Angst in der Dunkelheit zu sehen; das Ego zu besiegen, indem wir die Ungewissheit umarmen, Leben und Tod meistern und schwere Energien (Hucha) in leichte Energien (Sami) umzuwandeln. Im Westen geht es um unsere Emotionen, er ist mit dem Sakralchakra verbunden.

Cewa Kinti (Kolibri/Norden) repräsentiert das Element Luft, hier können wir lernen, unserer Intuition zu vertrauen, auf die Stimme unserer Seele zu hören und das Wagnis eingehen, in das Unbekannte unserer Suche einzutauchen. Im Norden empfangen wir den süßen Nektar des Lebens und werden von unseren Vorfahren unterstützt. Der Norden hat mit unserem spirituellen Erwachen zu tun und ist mit dem Solarplexus-Chakra verbunden.

Apuchin/Kuntur (Kondor/Ost) repräsentiert das Element Feuer, hier können wir lernen, eine höhere Vision zu entwickeln und den Fokus von Problem auf Möglichkeit zu verlagern, in die Eigenverantwortung zu gehen und eine neue Welt ins Leben zu rufen. Der Osten bezieht sich auf die Eroberung unseres Geistes und ist mit dem Herzchakra verbunden.

Pachamama (Mutter Erde) wird in ihrer bedingungslosen Liebe und Unterstützung für alles Leben, das sie hervorbringt, geehrt und gebeten, die schweren Energien zu sich zu nehmen und zu transformieren. Hier wird die Gesamtheit der Erde geehrt: die Steinwesen (vor allem die heiligen Apus), die Pflanzenwelt, die Gewässer und alle lebenden Wesen.

Inti Taita (Vater Sonne) wird für die unendliche Weisheit des Lichts geehrt, die er repräsentiert, zusammen mit Großmutter Mond (Mama Quilla) und den Geschwistern Sternen.

 

Kosmische Eltern

Pacha Mama und Inti Taita werden als unsere wahren kosmischen Eltern angesehen, während unsere physischen Eltern uns buchstäblich nur unseren Körper gegeben haben und uns in der Kindheit idealerweise liebevoll aufgezogen und beschützt haben. Die Q’ero, wie auch viele andere indigene Kulturen praktizieren Initiationsrituale für Jungen und Mädchen, damit sie bewusst in das Erwachsenenalter eintreten. Indem sie Mutter Erde und Vater Himmel als ihre wahren kosmischen Eltern akzeptieren und ehren, übernehmen sie die Verantwortung für ihr Leben und befreien ihre physischen Eltern von ihren kindlichen Erwartungen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass dieses einfache Konzept es häufig erleichtert, den physischen Eltern zu vergeben und Wut und Enttäuschung ihnen gegenüber abzubauen, indem die Verbindung mit einer größeren Ordnung, einer verlässlichen Beziehung zu den archetypischen mütterlichen und väterlichen Prinzipien gestärkt wird. Ich biete dieses Konzept als geführte Meditation vor jeder hypnotherapeutischen Intervention an, die uns mit den Energien der Erde und des Himmels in Kontakt bringt. Eine sanfte Einladung, diese transpersonale Ordnung in unsere innere Welt zu integrieren. Die Einbettung in diese Kosmologie bietet uns eine Art des Trostes und der Erleichterung, die wir in unserer materialistischen, auf Mangel ausgerichteten Weltanschauung mit ihrer Hyperindividualisierung, ihrem Wettkampf und ihrer Isolation nicht finden können. Ein Wertekanon, der die Vermarktung von Fürsorge und Unterstützung als Ware befürwortet und unsere Beziehungsfähigkeit und unseren Sinn für gemeinsames Wohlergehen kontinuierlich zerstört. Die Verinnerlichung der elterlichen Archetypen erinnert uns daran, dass wir Vertrauen, Geduld, Glauben und Mut haben dürfen. Sie erinnert uns daran, dass es sich lohnt, für eine bessere Zukunft zu leben.

Chakras

Wie viele alte Traditionen in der Welt arbeiten auch die Q’ero mit den Chakren. Aus Sicht der Q’ero repräsentieren sie energetische Portale zu unserem leuchtenden Energiefeld, die zeitlose Blaupause unserer Seele, die unser Schicksal und unsere Veranlagungen enthält. Die Chakren sind in ständigem Austausch mit unserem physischen Körper und all unsere ungelösten traumatischen Erfahrungen, Emotionen und Überzeugungen sind in unser leuchtendes Energiefeld eingeprägt. Verbleiben diese im Energiefeld, können sie  psychologische oder somatische Symptome verursachen. Den Q’ero nach ist unser physischer Körper eine Manifestation unserer Seele, wir sind Seele auf einer Reise durch die physische Welt.

Illumination

Die grundlegende Energieheilbehandlung der Q’ero ist die Illumination. Wir identifizieren das Thema, das bearbeitet werden soll. Diese Intention wird in einen Khuja, einen der 12 Steine, die der Schamane in seiner Mesa, seinem Heilbündel, hält, hineingeblasen. Das betroffene Chakra wird geöffnet und die Hucha (schwere Energie), die sich aufgrund der Prägung angesammelt hat, wird ausgeräumt und ins Feuer gegeben, um transformiert zu werden. Der Khuja wird dann auf das identifizierte Chakra gelegt und unterstützt als magnetischer Träger der Intention den Prozess der Klärung. Prägungen sind holographisch – das heißt, sie sind in das leuchtende Energiefeld eingewoben und können vor oder nach der Manifestation psychologischer oder somatischer Symptome entfernt werden. Die Q’ero gehen davon aus, dass Heilung stattfinden kann, bevor eine körperliche Manifestation medizinisch festgestellt werden kann. Sobald das Energiefeld von der Prägung befreit ist, wird es mit Licht gefüllt, das sowohl heilt und das Feld reorganisiert, als auch eine Verbindung zu unserem höheren Selbst herstellt, welches außerhalb der Zeit existiert.

Ich möchte noch einmal die Unterscheidung zwischen Ursache und Symptom, Heilung und schulmedizinischer Behandlung betonen. Während ein Arzt daran arbeitet, eine Krankheit zu heilen, indem er die Symptome behandelt, arbeitet der Schamane daran, die Ursache zu heilen, indem er die Prägung im Energiefeld beseitigt. Die Q’ero gehen davon aus, dass wir, sobald alle Prägungen geklärt und alle Chakren ausgeglichen sind, den Regenbogenkörper erlangen, d.h. das volle Spektrum, in dem der leuchtende Energiekörper strahlt. Der Prozess der Erleuchtung kann mit dem Schälen einer Zwiebel verglichen werden – diese Arbeit wird im Laufe der Zeit durchgeführt, Schicht für Schicht, bis keine Prägungen mehr vorhanden sind. Da der Schamane auf der Energieebene arbeitet und die Abdrücke mit seiner Intuition aufspürt, ist es nicht nötig, tief in die Geschichte dahinter einzutauchen. Dennoch ist es für uns wichtig, diese Geschichte neu zu schreiben und eine neue inner Landkarte unserer angestrebten Lebensreise zu zeichnen, um bewusst unsere einschränkenden Gewohnheiten und unangepassten Bewältigungsstrategien zu überwinden, denen wir seit Jahren oder Jahrzehnten ausgesetzt waren.

Cord Cutting

Eingebettet in die Illumination gibt es verschiedene, tiefer gehende Interventionen. Eine davon ist das Cord Cutting, oder Abnabeln. Die Q’ero gehen davon aus, dass wir mit Menschen, mit denen wir in toxischen Beziehungen stehen, energetische Schnüre entwickeln. Wie eine Nabelschnur dringen sie irgendwo in den Körper ein, wobei die Fremdenergien Verzerrungen und Irritationen verursachen, die nicht zu uns gehören. Diese Intervention dient der Grenzsetzung: in direkter Ansprache der betreffenden Person wird ihre Energie zurückgeben und einen klarer und bewussten Schnitt machen. Im Prinzip treten wir durch diesen bewussten Schnitt aus dem Drama-Dreieck aus, da wir nicht länger zulassen, uns von dieser Energie bestimmen zu lassen. Durch die Bezeugung im heiligen Raum erlangt dieses Ritual die Kraft der Manifestation und insbesondere heilsam für Menschen, die in der Beschwichtigung feststecken.

Soul Retrieval

Wenn eine traumatisierende Erfahrung eine ernsthafte Dissoziation oder, wie die Q’ero sagen, einen Seelenverlust verursacht, wird eine Seelenrückholung durchgeführt. Dies ist eine weitere Intervention, welche in die Illumination eingebettet ist. Sobald der Khuja auf dem Chakra platziert ist, wird mit der Trommel eine Trance induziert. Im Unterschied zu hypnotherapeutischen Interventionen reist hier der Paqo stellvertretend in die Unterwelt der Klienten. Die Q’eros sind der Meinung, dass wir aufgrund unserer Muster und Glaubenssätze nicht selbst dazu in der Lage sind, in unserem Unterbewusstsein den verlorenen Seelenanteil selbst aufzuspüren. Dort angekommen muss er durch vier Räume schreiten, aus denen er verschiedene Dinge mitbringt:  den Seelenvertrag, den Seelenanteil sowie das Geschenk, dass dieser repräsentiert. Der Vertrag wird dann umgeschrieben, sodass die einschränkende oder schädliche Konditionierung in etwas Lebensförderndes umwandelt werden kann. Der verlorene Seelenteil und dessen Gabe werden bezeugt und integriert, wodurch wir Zugang zu dessen mächtigen Ressourcen erhalten. Seelenverlust ist für den Q’eros der Verlust eines Teils unserer Essenz, unserer essentiellen Lebenskraft, die uns von unserer Bestimmung abbringt und uns in die Fänge des Schicksals fallen lässt. Der Prozess ähnelt dem der Traumatherapie, wobei neben der Integration des dissoziierten Anteils auch das Energiefeld gereinigt wird. Auch hier bedeutet Integration das Bezeugen, Erinnern und Fühlen all dessen, was der verlorene Anteil über so lange Zeit hat tragen müssen.

Da die Q’ero an vergangene Lebenszeiten und Zeitlosigkeit glauben, kann der Verlust eines Seelenanteils weit in der Vergangenheit stattgefunden haben und somit viele Lebenszeiten betreffen. Ihre Kosmologie ist weitaus komplexer als unsere, und ihre Arbeit geht weit über das hinaus, was wir aus unserer wissenschaftlichen Perspektive bisher für real halten. Wir haben zwar durch die Erkenntnisse der Epigenetik die Verbindung zwischen den Generationen verstanden, aber wir zögern noch, die Wahrheit über die spirituelle Natur unserer Existenz zu akzeptieren.