Frauen bewältigen unerträgliche Situationen und Stress oft nicht mit einer sympathikotonen Reaktion wie Kampf, Flucht oder Erstarren, sondern mit Beschwichtigung (oder Unterwerfung), einer neben dem Shutdown seit Dr. Stephen Porges Erkenntnissen zur Polyvagaltheorie als weitere wichtige Traumareaktion identifizierte, parasympathische Reaktion des dorsalen Vagus.
Unterwerfung entspringt einem sehr widerstandsfähigen Nervensystem, das nicht jedem zur Verfügung steht. Sie stellt eine komplizierte und geschickte neurobiologische Strategie dar, die durch entsprechende Interaktion das Beziehungssystem des Täters anspricht und darauf abzielt, Mitgefühl und Vertrauen zu erregen. Es ist der verzweifelte Versuch, Missbrauch, Verletzung oder sogar den Tod durch Unterwerfung zu vermeiden. Vor allem in unausweichlichen Umgebungen, in denen ein Kampf die Bedrohung und den Schaden nur verstärkt, scheint Beschwichtigung die beste Überlebensstrategie zu sein. Es ist der Versuch, die Bindung zur Bezugsperson zu reparieren, indem den Bedürfnissen der Bezugsperson Vorrang vor den eigenen eingeräumt werden. Später im Leben versuchen Beschwichtiger oft, Sicherheit zu finden, indem sie ständig die Emotionen anderer Menschen lesen und sich auf sie einstellen. Beschwichtigung kann leicht mit mit Empathie verwechselt werden, allerdings handelt es sich hierbei um eine angstgesteuerte Art der Selbstsabotage, die sich durch erhöhte Wachsamkeit und Sensibilität für Bedrohung ausdrückt.
Das berühmteste Beispiel für Unterwerfung ist das Stockholm-Syndrom, das als Reaktion auf eine traumatische Verstrickung beschrieben wird und paradoxerweise zu einer positiven Beziehung zu den Unterdrückern führt, die auch nach der Befreiung fortbestehen können. Täter sind allerdings in den meisten Fällen Familienmitglieder oder enge Bekannte, zu denen oft trotz anhaltender Bedrohung bis ins Erwachsenenalter hinein eine Beziehung aufrecht gehalten wird, sei es aus Scham, Angst oder Gewohnheit. Trauma kann allerdings nur verarbeitet werden, wenn dieser Kontakt zumindest vorübergehend unterbrochen wird.
Beschwichtigung ist die wichtigste Abwehrreaktion von Säugetieren auf lebensbedrohliche Situationen und traumatische Erlebnisse, und scheint die Grundlage der komplexen PTBS zu sein. Langfristiges Appeasement in der Kindheit führt zu einer Reihe typischer Verhaltensweisen und Überzeugungen über das Selbst – hohe Sensibilität, Empathie und Wachsamkeit, Verantwortungsgefühl, Autoaggression (wie negatives Selbstgespräch), Selbstvorwürfe, Scham und Schuldgefühle, geringes Selbstwertgefühl, Unsicherheit, Angst, „Nicht-gut-genug-sein“, das Gefühl, nicht gesehen zu werden oder unwichtig zu sein, Depressionen, Süchte und Selbstverletzungen, chronische Schmerzen oder Krankheiten und ungesunde Grenzen.
Das Fehlen gesunder Grenzen ist ein weit verbreitetes Problem, mit dem Frauen leider noch immer fast überall auf der Welt konfrontiert sind. Die paternalistischen Strukturen, mit denen wir auch heute noch leben müssen, verlangen von Frauen übermäßige Flexibilität und Toleranz, sei es in Bezug auf ihre Karriere, ihre Möglichkeiten, ihre Beziehungen oder ihre Rolle als Mutter. Allzuoft wird von Frauen immer noch erwartet, sich ohne Widerrede den Umständen anzupassen, anstatt Nein zu sagen oder sogar wütend zu werden, wenn unsere Grenzen überschritten oder ignoriert werden.
Häufig beginnt diese Dynamik bereits in der Kindheit, wenn von Mädchen erwartet wird, höflich, ruhig, hilfsbereit und vernünftig zu sein, während Jungen aufgrund ihrer scheinbar wilderen Natur lauter und aggressiver sein dürfen. Wenn wir zusätzlich zur gesellschaftlichen Norm eine auf Unterwerfung basierende Bewältigungsstrategie bezüglich unserer Bezugspersonen entwickelt haben, sind wir oft unbewusst und tief in dieses Reaktionsmuster verstrickt. Wir versuchen um jeden Preis, es anderen Menschen Recht zu machen und ihre Bedürfnisse wortlos zu erkennen um akzeptiert, gemocht oder wenigstens in Ruhe gelassen zu werden. Dabei ignorieren wir unsere eigenen Bedürfnisse und Grenzen, weil wir gesunde Beziehungsdynamiken nie kennengelernt haben. Wir wissen oft nicht, was richtig oder falsch ist, weil wir eine verzerrte Wahrnehmung von diesen Kategorien in uns tragen und uns die Schuld für externe Situationen geben. Dies führt zu einer Vielzahl von psychischen und somatischen Problemen, sowie zu innerer und äußerer Orientierungslosigkeit und Isolation.
Verbindung und Orientierung sind zwei der vielen heilsamen Auswirkungen der Energiemedizin. Die Kosmologie der Q’ero-Nation in Peru, deren Weisheit und Medizin ich in der Lichtkörperschule (Dr. Alberto Villoldo) studiert habe, basiert auf der antiken Kultur der Inka, welche sich bei Ankunft der Konquistadoren vor 500 Jahren in die hohen Anden zurückgezogen und diese Weisheit gehütet haben. Heute tragen die Q’ero als direkte Nachfahren der Inka dieses Wissen in die Welt. So glauben sie zum Beispiel, dass wir das Paradies nie verlassen haben und bis heute in Einklang mit der Natur leben. Dies steht unserem jüdisch-christlichen Verständnis der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Garten Eden entgegen und unserer kollektiven Schuld der Erbsünde, vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben.
Die Q’ero glauben, dass wir Eins mit der Erde und tatsächlich ihre Hüter und Verwalter sind, dass wir durch unser leuchtendes Energiefeld mit Dimensionen und Wesenheiten jenseits unserer begrenzten Wahrnehmung einer materialistischen/reduktionistischen Realität verbunden sind, die versucht, alles durch den Verstand zu verstehen. Dieser Verstand stellt nur ein und das dabei am wenigsten entwickelte Wahrnehmungs- und Intelligenzorgan unseres Körpers dar. Weitaus mehr Weisheit liegt in unseren Herzen und Eingeweiden, in unserer Intuition und subtilen Erinnerung an eine Lebensweise, die vor Jahrhunderten verloren gegangen sind.
Wie Energiearbeit den Beschwichtigungshabitus heilen kann
Es mag schwierig erscheinen, das Konzept des leuchtenden Energiefeldes oder Energiekörpers zu akzeptieren, mit dem nicht nur die Q’ero arbeiten. Wenn wir uns der recht neuen wissenschaftlichen Disziplin der Quantenphysik zuwenden, finden wir den Beweis für eine universelle Wahrheit, die seit Jahrtausenden den indigenen Kulturen der ganzen Welt bekannt ist und genutzt wird und die wir in unserer „zivilisierten“ Welt programmatisch zu vergessen gelernt haben. Man denke nur an die europäische Hexenjagd, die zur massenhaften Vernichtung von kräuterkundigen und spirituellen Frauen führte, die oft auch als Hebammen in direkter Verbindung mit dem Leben standen. Der Verlust dieser Weisheit hat uns systematisch von unseren Wurzeln und unserer Intuition getrennt. Seit vor etwa 100 Jahren C.G. Jung seine tiefgreifende Forschung und Theorie zum kollektiven Unbewussten und zu den Archetypen veröffentlicht hat, beginnen wir uns langsam wieder an unsere Spiritualität zu erinnern und uns damit zu verbinden .
Damit vor allem Frauen das Unterwerfungsverhalten hinter sich lassen können, bedarf es eines weiblicheren, mütterlicheren, liebevolleren und fürsorglicheren Ansatzes als unsere wissenschaftlich-nüchterne Herangehensweise. Der toxische Einfluss unserer paternalistischen Strukturen führt seit Generationen dazu, dass diese selbstzerstörerische Bewältigungsstrategie von Müttern an Töchter weitergegeben wird. Energiemedizin öffnet mit seinem kosmischen sowie liebevollen und mitfühlenden Verständnis einen Raum, in dem es häufig leichter fällt, dieses schwere, uralte Vermächtnis zu überwinden, da wir uns mit unseren Ahnen verbinden und wieder in Kontakt mit unseren Yin-Qualitäten und verschütteten Stärken und Qualitäten kommen. Sie arbeitet mit unserer Intuition, unserer Seele, unserer Verbindung und mit dem subtilen Fluss der Energien.
Energiearbeit bietet nicht nur eine höhere Ebene der kosmischen Ordnung und Verbindung, sondern kann auch als Kompass für die Navigation durch unser Leben dienen. Indem wir uns von der Anerkennung anderer Menschen unabhängig machen, lernen wir, alles zu finden, was wir brauchen, um uns sicher und geliebt zu fühlen – in uns und darüber hinaus. So überschneiden und ergänzen sich Hypnotherapie und Energiemedizin: Beide Methoden ermöglichen das Hineinspüren in unser Unterbewusstsein, unsere Überzeugungen und unseren Körper und bringt uns in Kontakt mit uns selbst. Doch während der westliche Ansatz Herz, Körper und Verstand anspricht, bereichert die Medizin der Q’ero die Heilarbeit, indem sie unseren Geist nährt, unser Vertrauen vertieft. Energiemedizin bietet uns eine Landkarte für eine tiefe Suche der Seele an, die uns mit der allgegenwärtig fließenden Energie verbindet.
Die Kombination von Energiemedizin mit unserer westlichen Herangehensweise hilft auch unserem konditionierten Verstand, die energetische Transformation besser zu akzeptieren und zu integrieren. Wenn wir kognitiv und emotional reflektieren, wodurch unsere Prägungen oder ein Seelenverlust ausgelöst wurde und wie sich die daraus entstandenen Kernüberzeugungen auf unser Leben auswirken, kann sich eine energiemedizinische Reinigung unseres Lichtkörpers viel nachhaltiger in unserem Leben manifestieren. Aus diesem Grund bereite ich jede energiemedizinische Intervention mit ein paar Sessions therapeutischer Selbsterforschung vor, da ich festgestellt habe, dass eine Drop-in-Session mit Energiemedizin ohne vorherige Reflektion eher als eine Wellness-Behandlung mißverstanden wird. Meinem humanistischen Verständnis nach ist die gesamte therapeutische Arbeit eine Einladung, sich aktiv und eigenverantwortlich für die eigene Heilung zu engagieren und die in den Sitzungen gewonnenen Erkenntnisse in unserem täglichen Leben anzuwenden.
Energiemedizin ist eine zutiefst nährende und verbindende Praxis, vor allem aufgrund ihres transpersonalen Rahmens innerhalb eines heiligen Raums und der Unterstützung durch die angerufenen Archetypen und Energien. Indem wir uns aktiv am Heilungsprozess beteiligen, indem wir bewusst loslassen, was uns nicht mehr dient und gesunde Grenzen ziehen, treten wir heraus aus unserer passiven Opferrolle. Gleichzeitig sind wir eingeladen, Fürsorge, Einstimmung und Liebe zu empfangen, begleitet von der Stimulation aller Sinne durch die Verwendung von Blütenwasser, Rasseln, Trommeln, Glocken, Kristallen und Federn. In diesem Rahmen finden wir leichter den Mut, uns selbst die Erlaubnis zu geben, unsere Bedürfnisse auszusprechen, uns in unserem Schmerz und Leid zu zeigen, ohne Angst haben zu müssen, beurteilt, herabgesetzt, weggestoßen oder ignoriert zu werden. Durch diese Authentizität gelingt es, uns tief mit unserer inneren Wahrheit und Weisheit zu verbinden und Stück für Stück aus den begrenzenden Glaubenssätzen unserer Lebensgeschichte herauszutreten.